Zwischen Fähren & Fischbrötchen: Geschichten von den Landungsbrücken

Shownotes

Folge mir auf Instagram

Unsere Geschichte beginnt im Jahr 1839: Damals war die Elbe hier noch ein wilder Strom, und die Menschen in Hamburg brauchten dringend einen sicheren Ort, um Kohle-Dampfschiffe zu löschen, ohne die engen Wohnquartiere zu gefährden. Also zimmerte man einen schlichten Holzsteg – die Geburtsstunde der Landungsbrücken. Ehrlich gesagt sah das Ganze damals weniger schick aus als heute, eher wie eine wackelige Bretterbühne überm Wasser.

Schon damals aber spürte man: Hier wird’s groß! Der Hafen expandierte, die Schiffe wurden größer, und 1907 fiel die Entscheidung: Raus mit dem Provisorium, her mit einem repräsentativen Empfangsbau. Zwei Jahre später – 1909 – erstrahlte an dieser Stelle ein elegantes Ensemble aus hellem Tuffstein, gekrönt von kupfernen Kuppeln. Unterhalb lagen neun schwimmende Pontons, die sich mit den Gezeiten hoben und senkten: eine geniale Lösung, damit Passagiere bei Ebbe und Flut immer bequem ein- und aussteigen konnten.

Leider blieb der Weltkrieg nicht ohne Spuren: Während der Luftangriffe von „Gomorrha“ im Juli 1943 wurden große Teile der Anlage zerstört. Doch Hamburg wäre nicht Hamburg, wenn man sich so leicht unterkriegen ließe. Schon 1953 begann der Wiederaufbau, weitere Modernisierungen folgten 1976 und ab 1999: Neue Glasdächer, zeitgemäße Beleuchtung – und heute leuchtet alles hell und freundlich, wenn in den Abendstunden Kreuzfahrtriesen und Ausflugsboote in Szene gesetzt werden.

Wusstest du, dass die Landungsbrücken über 688 Meter lange Pontons besitzen und damit zu den längsten schwimmenden Anlegestellen Europas zählen? In der Tat tanzen hier neun Brücken auf dem Wasser, jede flexibel genug, um sich rund zwei Meter nach oben oder unten zu bewegen, wenn die Elbe steigt oder fällt. Technik, die Renaissance: Stahl, Beton und Hydraulik im Einklang!

Ein Highlight ist der mächtige Pegelturm mit seiner Reliefinschrift „Wohr Di, wenn de Blanke Hans kummt“ – ein alter Hamburger Gruß an den rauen Westwind, der hier oft die Gäste begrüßt.

HVV-Tarif statt Hafenrummel: Die HADAG-Fähren (Linie 62) legen direkt hier ab und sind Teil des öffentlichen Nahverkehrs – zum Normalpreis! Und wer einen Schwerbehindertenausweis hat, fährt sogar gratis mit.

Lebensader der Hanse: Pro Jahr passieren hier mehr als 13 Millionen Passagiere die Pontons – von Ausflugsreisenden bis zu Berufspendlern.

Kulturschauplatz: Jedes Jahr Ende April/Anfang Mai steigt hier der große Hamburger Hafengeburtstag, wenn Segel-Riesen und Kreuzfahrtdampfer in Reih’ und Glied vor Anker gehen. Und beim Cruise Days-Festival im September blubbern die Feuerwerke über der Elbe.

Promis an Bord: Berühmtheiten wie Albert Einstein oder Thomas Mann haben in ihrer Zeit als Passagiere hier Station gemacht, wenn sie über den Atlantik fuhren.

Keine Hafenstory ohne ein bisschen Drama:

1972 kollidierte die Ausflugsgondel „Cäsar II“ mit einem Frachter und sank; 17 Menschen starben im eiskalten Wasser. Ein Mahnmal dafür, wie schnell Technik versagen kann.

1984 versank die „Martina“ nahe der Brücken; 19 Menschen kamen ums Leben, viele Angehörige warteten Monate auf traurige Gewissheit. Mittlerweile sind solche Unglücke glücklicherweise rar, denn Sicherheitsstandards und Navigationstechnik wurden massiv verbessert.

Heute sind die Landungsbrücken mehr als nur Schiffsanleger: Sie sind urbaner Treffpunkt, Open-Air-Bühne und maritimes Schaufenster zugleich. Straßenkünstler jonglieren neben den Fischbrötchen-Verkäufern, Sightseeing-Barkassen starten im Minuten­takt, und hinter dir rauschen Pötte aller Kontinente vorbei. Atme mal tief durch: Dieser salzige Duft, das Dröhnen der Motoren, das Kreischen der Möwen – purer Hafen!

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.