MK&G: Kunst, Design und Handwerk mitten am Hauptbahnhof
Shownotes
Die Idee für ein Kunst- und Gewerbemuseum entstand Mitte des 19. Jahrhunderts. Hamburg war damals eine aufstrebende Handels- und Industriestadt. Viele Unternehmer und Bürger wollten die Qualität von Handwerk und Gewerbe verbessern – und zwar durch Vorbilder aus Kunst und Design.
Die Patriotische Gesellschaft spielte hier eine wichtige Rolle: Sie forderte eine Sammlung, die Handwerkern, Kaufleuten und Schülern als Inspiration diente. 1874 war es dann so weit: Das Museum wurde gegründet. Der erste Direktor, Justus Brinckmann, prägte das Haus entscheidend. Er reiste durch Europa, kaufte Kunstwerke, Textilien, Möbel und Kunsthandwerk, und legte so die Basis für eine internationale Sammlung.
Brinckmann hatte einen exzellenten Riecher. Viele Stücke, die er damals günstig kaufte – etwa ostasiatisches Porzellan oder Kunsthandwerk aus der Renaissance – sind heute unbezahlbar und zählen zu den Glanzlichtern der Sammlung.
Am 21. September 1877 öffnete das Museum offiziell seine Türen.
Das Gebäude, das du heute siehst, entstand bereits 1873 bis 1875 – also noch vor der offiziellen Eröffnung. Der Architekt war Carl Johann Christian Zimmermann, der später auch die Hamburger Speicherstadt und die Laeiszhalle mitgestaltete.
Das Haus folgt einem typischen Museumsbau-Schema des 19. Jahrhunderts: vier Flügel um zwei Innenhöfe. Von außen wirkt es eher nüchtern, mit Backstein und Sandstein gegliedert, während die Innenräume auf Funktionalität und flexible Nutzung ausgelegt waren.
Interessant ist, dass das Gebäude von Anfang an Multifunktionsbau war: Neben den Museumsräumen gab es auch Klassenzimmer für eine Kunstgewerbeschule, eine Realschule, Werkstätten und sogar eine Turnhalle.
Die Turnhalle befand sich im Erdgeschoss zwischen den beiden Innenhöfen. Heute kann man sich kaum vorstellen, dass dort, wo einst Schüler schwitzten, später wertvolle Kunstobjekte präsentiert wurden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus schwer getroffen. Vor allem die Innenräume brannten teilweise aus. Bis 1959 wurde das Gebäude wiederaufgebaut – allerdings nicht immer im historischen Originalzustand. Einige Räume wurden vereinfacht oder modernisiert.
2000 erhielt das Museum mit dem Schümann-Flügel eine moderne Erweiterung. Dieser Bau auf dem ehemaligen Schulhof bringt viel Licht und offene Flächen ins Ensemble. Wenige Jahre später wurde der sogenannte Hartog-Flügel fertiggestellt – dort kannst du heute prachtvolles Porzellan und Fayencen bewundern.
Das ganze Gebäude steht inzwischen unter Denkmalschutz.
Architektonisch verbindet das MK&G Funktionalität mit klassischer Repräsentation. Außen zeigt es eine klare Gliederung mit Klinkerflächen und Sandsteindetails – typisch für Hamburg im 19. Jahrhundert. Innen dominieren hohe Räume, flexible Ausstellungsflächen und große Fenster, die für ausreichend Tageslicht sorgen sollten.
Viele Elemente folgen dem Vorbild englischer und französischer Museumsbauten jener Zeit: praktisch, aber dennoch würdevoll.
Bei der Eröffnung war das MK&G eines der modernsten Museen Europas – mit einem ausgeklügelten Heizsystem, großen Magazinräumen und sogar einer eigenen Restaurierungswerkstatt.
Heute ist das Museum für Kunst und Gewerbe ein Ort, an dem sich Vergangenheit und Zukunft begegnen. Von antiker Keramik bis hin zu zeitgenössischem Design, von Jugendstil-Plakaten bis zur Sammlung von Fotografie und Mode: Das MK&G deckt eine unglaubliche Bandbreite ab.
Es ist nicht nur ein klassisches Museum, sondern immer auch ein Diskussionsort für aktuelle Themen – Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder die Frage, wie Design unser Leben prägt.
Direkt im Eingangsbereich findest du oft spektakuläre Installationen. Eine davon war einmal ein riesiges „Kleid aus Staubsaugerbeuteln“, das die Mode- und Wegwerfgesellschaft kritisch kommentierte – und gleichzeitig Instagram-tauglich war, lange bevor der Begriff „Instagram-Museum“ überhaupt existierte.
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