Lohmühlenpark: Vom Gerberhandwerk zur grünen Lebensader St. Georgs

Shownotes

Der Park ist fast einen Kilometer lang, aber nur 40 bis 50 Meter breit. Er zieht sich entlang der Lohmühlenstraße bis zur Straße Berliner Tor – von der Langen Reihe im Norden bis zum Bahnhof Berliner Tor im Süden. Damit verbindet er dicht bebaute Wohnquartiere mit einem grünen Band.

Dank seiner zentralen Lage und guten Verkehrsanbindung ist er nicht nur Treffpunkt für die Nachbarschaft, sondern auch für Menschen aus anderen Stadtteilen.

Der Name des Parks erinnert an ein heute fast vergessenes Handwerk: die Lohmühlen.

Was war das? Lohmühlen waren Werkstätten, in denen Tierhäute gegerbt wurden, um Leder herzustellen. Dafür brauchte man die sogenannte Lohe, also zerkleinerte Eichenrinde. Die Rinde wurde in den Mühlen gemahlen, bevor sie mit den Häuten in Wassergruben kam.

Warum gerade hier? Im 17. und 18. Jahrhundert lag St. Georg noch außerhalb der Hamburger Stadtmauern. Alles, was stank, lärmte oder als gefährlich galt – Gerbereien, Schlachtereien, Lohmühlen – wurde hier angesiedelt. Die Nähe zu Wasserläufen und zur Alster war ein weiterer Vorteil.

Und der Straßenname? Als die Lohmühle an der Außenalster 1857 abgerissen wurde, benannte man die Straße vor dem Krankenhaus St. Georg zur Erinnerung in Lohmühlenstraße um. Der Park, der viel später daraus entstand, erbte diesen Namen.

Wer heute hier mit einem Eis auf der Bank sitzt, steht sinnbildlich an einem Ort, an dem es vor 200 Jahren streng nach Häuten und Gerbbrühe roch.

Der Verlauf des Parks folgt einer noch älteren Spur: dem Festungswall Neues Werk, der im 17. Jahrhundert als Schutz für die Vorstadt St. Georg gebaut wurde. Um 1820 wurden Wall und Graben eingeebnet. Auf einem Teil entstand das Allgemeine Krankenhaus St. Georg.

Der nördliche, alsternahe Teil blieb bis ins späte 19. Jahrhundert unbebaut. Hier waren Wiesen zum Bleichen von Wäsche und der „Schützenhof“ der örtlichen Gilde.

Um 1900 entstand die erste kleine Parkanlage zwischen Bülaustraße, Lohmühlenstraße, Lange Reihe und Rostocker Straße. Schrittweise kam es zu Erweiterungen:

Bau des U-Bahnhofs Lohmühlenstraße → Verlängerung des Parks nach Süden, inkl. Unterführung unter dem Steindamm.

1990er bis 2001: Umgestaltung des nördlichen Teils, Erweiterung mit dem Spielplatz Knorrestraße.

2011–2018: Ausbau bis zum Berliner Tor.

Zukünftig soll der Park über den Stoltenpark verlängert werden – Teil einer geplanten Grünachse von der Alster bis zur Elbe.

Die Gestaltung setzt auf offene, flexible Nutzung:

Breite Rasenflächen für Picknicks und Feste.

Mehrere Spielplätze für verschiedene Altersgruppen.

Sportflächen: Basketball, Streetball, Beachvolleyball und sogar ein Kletterfelsen.

Eine Hundeauslaufzone.

Seit 1997 ein Spielhaus mit Außengastronomie.

Und auch Kunst: Seit 2006 steht im Park eine Skulptur des Bildhauers Klaus Becker.

Die Wege ziehen sich wie ein grüner Korridor durch den Stadtteil – praktisch zum Durchqueren, aber auch zum Verweilen.

Heute ist der Lohmühlenpark:

ein Wohnzimmer im Grünen für Anwohner:innen,

ein Sport- und Spielort für Jugendliche und Familien,

und ein Begegnungsraum, der die Vielfalt St. Georgs widerspiegelt.

Hier treffen sich Kulturen, Sprachen und Generationen – ganz so bunt wie der Stadtteil selbst.

👉 Der Lohmühlenpark ist damit mehr als ein Stück Rasen und Bäume. Er ist ein Symbol für den Wandel: vom Gerber-Standort am Rand der Stadt über Festungswälle und Krankenhausumfeld hin zu einem offenen, lebendigen Stadtpark, der zeigt, wie Hamburg seine Vergangenheit immer wieder neu verwandelt.

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