Hamburger Dom: Was das Volksfest mit einer alten Kirche zu tun hat
Shownotes
Heute kennt jeder den Hamburger Dom als größtes Volksfest des Nordens. Doch kaum jemand weiß, woher der Name eigentlich kommt. Diese Folge ist ein kleiner Exkurs: Denn der „Dom“ geht zurück auf den alten Mariendom, Hamburgs größte Kirche, die einst dort stand, wo wir heute das Rathaus und den Rathausmarkt finden. Immer wieder kommt es zu Verwechslungen mit dem heutigen St.-Marien-Dom in St. Georg – doch der hat mit dem Volksfest nichts zu tun.
Der Mariendom wurde schon im 9. Jahrhundert gegründet, als Hamburg Bischofssitz wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs er immer weiter und wurde zur Hauptkirche des Erzbistums Hamburg-Bremen. Ein gigantisches gotisches Bauwerk, mit Türmen, Hallen und reich verzierten Altären – größer noch als St. Petri oder St. Jacobi. Der Bau war über 130 Meter lang, ragte mit seinem Turm rund 60 Meter in den Himmel und bot Platz für mehrere tausend Gläubige. Bei großen Festmessen sollen hier bis zu 4.000 Menschen zusammengekommen sein.
Nach der Reformation verlor der Dom seine ursprüngliche Bedeutung. Hamburg war lutherisch, und die katholische Hauptkirche stand plötzlich ohne Funktion da. Man nutzte sie weiter als Predigtkirche – und im Winter sogar als Markthalle für Schausteller. Stellt euch vor: Dort, wo heute Politiker tagen, gab es früher Karussells, Buden und Gaukler mitten im Kirchenschiff.
Doch im 18. Jahrhundert verfiel das Bauwerk. Die Unterhaltung war teuer, die Gemeinde schrumpfte, und so beschloss der Rat, ihn aufzugeben. 1804 wurde der Mariendom abgerissen. Jahrzehnte später entstand auf demselben Platz das heutige Rathaus. Teile des alten Mauerwerks aber fanden noch in anderen Gebäuden der Stadt Verwendung.
Und trotzdem blieb der Name „Dom“ lebendig – dank der Schausteller. Sie hatten ihren Jahrmarkt im Kirchenschiff liebgewonnen, und so hieß der Markt auch nach dem Abriss schlicht „Dom“. Zunächst zog er auf den Gänsemarkt, später an den Spielbudenplatz. Doch überall war es zu eng. Erst das Heiligengeistfeld bot genügend Platz. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist es die Heimat des Doms – mitten in der Stadt, umgeben von Stadion, Bunker und Fernsehturm.
Heute findet das Volksfest dreimal im Jahr statt: Frühjahrsdom, Sommerdom und Winterdom. Über zehn Millionen Besucherinnen und Besucher strömen jährlich auf das Heiligengeistfeld – und feiern damit eine Tradition, die vor über tausend Jahren im Mariendom begann.
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