Isebekkanal & das Kaifu-Bad in Eimsbüttel
Shownotes
Der ist etwa drei Kilometer lang und geht zurück auf den ursprünglichen Fluss Isebek, der einst bei Bahrenfeld aus dem Diebsteich entsprang und in die Alster mündete. Sein Name bedeutet übrigens „Eisenbach“ – ein Hinweis auf den hohen Eisengehalt im Wasser. Heute beginnt der Kanal am Weidenstieg und zieht sich als grüne Lebensader quer durch Eimsbüttel bis zur Alster. Ursprünglich wurde der Kanal in den 1880er Jahren künstlich angelegt, um Bauland zu erschließen, das sumpfige Gelände zu entwässern und Baumaterialien zu transportieren. In den 1960er Jahren wäre der Isebekkanal beinahe zugeschüttet worden – zugunsten einer Stadtautobahn. Doch eine engagierte Bürgerinitiative konnte das gerade noch verhindern. Und so ist der Isebekkanal heute nicht nur ein beliebter Ort zum Spazierengehen, Joggen und Durchatmen – sondern auch ein Symbol für gelungenen Bürgerprotest und Stadtnatur mitten in Hamburg. Und wer hier entlangläuft, stößt unweigerlich auf ein weiteres Stück Stadtgeschichte: das Kaifu-Bad. Ein imposanter Backsteinbau am Kaiser-Friedrich-Ufer, eingebettet zwischen Parkbäumen und dem Wasser – und gleichzeitig Hamburgs ältestes Stadtbad. Heute ist es ein modernes Schwimmbad mit allem Drum und Dran. Aber dahinter steckt viel mehr als nur ein Ort zum Bahnenschwimmen. Das Kaifu ist ein echtes Zeitzeugnis – von der Hygieneentwicklung des 19. Jahrhunderts bis zur Wellnesskultur von heute. Der Isebekkanal war gegen Ende des 19. Jahrhunderts übrigens alles andere als einladend. Die Wasserqualität war so schlecht – vor allem wegen des niedrigen Sauerstoffgehalts –, dass die Anwohner nicht mal mehr ihre Füße hineinstellen wollten. Umso dringender brauchte es Alternativen für Körperpflege und Freizeit am Wasser. Schon ab 1895 konnten Hamburgerinnen und Hamburger hier im Kaifu-Bad baden – getrennt nach Geschlechtern und in sogenannten „Zellen“, also kleinen, abgeschlossenen Wannenräumen. Und sogar in zwei Klassen – Erste und Zweite. Männer hatten 30 Minuten Zeit für ihre Körperpflege, Frauen immerhin 45 Minuten. Das war zu der Zeit ein echter Fortschritt – denn die wenigsten hatten zu Hause ein eigenes Bad. Einen weiteren Schub bekam das Bad 1925: Der Eimsbütteler Turnverein wandte sich mit einer konkreten Bitte an den Hamburger Senat – man wollte ein Sommerbad betreiben. Die Stadt machte mit. Es entstand eines der ersten Freibäder seiner Art in Deutschland: fußläufig erreichbar, durchgehend auf 22 Grad beheizt und mit acht Wettkampfbahnen, einer Tribüne und großzügigen Liegewiesen. Architekt Konstanty Gutschow nutzte sogar die Erde, die für das große Becken ausgehoben wurde, um einen Wall zum Kanal hin aufzuschütten – als Sicht- und Lärmschutz. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Anlage zerstört, aber in den 50er Jahren begann der Wiederaufbau – mit einer Mischung aus altem Stil und moderner Sachlichkeit. Seit den 90er Jahren gehört das Bad zur städtischen Bädergesellschaft, und 2016 kam ein echtes Highlight dazu: Hamburgs erste Sole-Therme, mit einem Becken, das doppelt so salzig ist wie die Nordsee. Und wenn du dich jetzt fragst, ob das Bad heute eigentlich noch genutzt wird: Und wie! An warmen Sommertagen ist das Kaifu-Bad auch heute noch brechend voll. Dann wird geschwommen, geplanscht, gedöst und gegrillt – und das ganze Viertel scheint auf den Beinen zu sein. Ein echtes Hamburger Original eben – mit Geschichte, mit Stil und mit ziemlich vielen Badegästen.
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