Ottensen: Alma Wartenberg Platz & die Dreiecksplätze

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Ottensen? Ein Traum für Fußgänger – und ein Albtraum für Autofahrer. Warum? Ganz einfach: Die Straßen sind eng, kurvig und machen so gar nicht den Eindruck, dass hier mal jemand mit einem Auto durchkommen sollte. Und genau so war’s auch gedacht. Die Verkehrsplaner hatten Ottensen in den 70er-Jahren weitestgehend vom autogerechten Umbau verschont – die Pläne verstaubten in der Schublade, während der Stadtteil seinen dörflichen Charakter behielt.

Ein schönes Beispiel für diesen Charme ist der Alma-Wartenberg-Platz. Schau dich mal um – der Platz ist nicht rechteckig, nicht oval, sondern: dreieckig. Und das ist kein Zufall! In Ottensen gibt’s gleich mehrere dieser sogenannten Dreiecksplätze. Die sind typisch für die alte Wegeführung im Dorf – entstanden aus Trampelpfaden, die sich zwischen Höfen, Werkstätten und Feldern gebildet haben. Die Leute nahmen halt immer die kürzeste Verbindung. Und was bleibt dann übrig? Genau – ein Dreieck!

Wenn du jetzt denkst, dass früher wenigstens die Straßenbahn ihren Weg hier durchgefunden hat – richtig geraten! Bis 1978 fuhr sie tatsächlich durch Ottensen, sogar mit mehreren Linien. Eine kam direkt vom Bahnhof durch die Rainstraße, überquerte den damaligen Friedenszeichenplatz – also genau hier – und ratterte weiter Richtung Bahrenfeld. Heute erinnert nur noch das alte Straßenpflaster an der Häuserkante an die Trasse. Kein metallisches Quietschen mehr, keine Oberleitungen – aber die Geschichte lebt.

Der Alma-Wartenberg-Platz trägt seinen Namen übrigens erst seit 1997. Benannt wurde er nach Alma Wartenberg – einer echten Kämpferin. Sie war Sozialdemokratin, lebte hier in Ottensen, war Abgeordnete im Landtag und setzte sich schon Anfang des 20. Jahrhunderts für Dinge ein, über die man heute noch diskutiert: Mutterschutz, sexuelle Aufklärung und das Selbstbestimmungsrecht von Frauen über ihren eigenen Körper. Damals skandalös – heute einfach nur mutig. Und absolut richtungsweisend.

Heute ist der Alma-Wartenberg-Platz das lebendige Zentrum im „Dorf Ottensen“. Hier gibt’s Cafés, kleine Läden, Feinkost, Bio-Bäcker – und ganz viel Alltag. Im Sommer wird der Platz zur mediterranen Piazza, Kinder rennen herum, Leute trinken Kaffee, man kennt sich, man grüßt sich. Ein bisschen wie Urlaub – nur halt in Hamburg.

Also: Setz dich auf eine Bank, schau dem Treiben zu oder lies die Infotafel über Alma Wartenberg. Vielleicht spürst du ein bisschen von dem rebellischen Geist, der Ottensen so besonders macht – und von dem Herz, das dieser Platz für den Stadtteil bedeutet

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